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Einmal depressiv, immer depressiv?

Sina Rößer • Aug. 21, 2023

In dem heutigen Blogbeitrag habe ich mich mit der Frage beschäftigt:              Sind Depressionen heilbar?

Aktueller Stand und Zahlen

Erschreckende Zahlen sollten uns allen zu denken und hoffentlich auch bald zum Umdenken bewegen. Schätzungen zufolge waren im September 2021 4,9 Millionen Menschen in Deutschland von Depressionen betroffen, die Zahlen steigen eher an, als dass sie sinken würden. Die Erkrankungen reichen von leichter bis schwerer oder chronischer Depression. Die Verordnung von Antidepressiva in Deutschland ist von 974 (in Mio. definierten Tagesdosen) im Jahr 2008 auf 1.491 (in Mio. definierten Tagesdosen) gestiegen. Das ist eine Erhöhung um 53,1 %. Wie du siehst, falls du betroffen bist und dich alleine fühlst, du bist mit dieser Erkrankung alles andere als alleine.


Depressiv und jetzt?

Hast du die Diagnose Depression bekommen, war das wahrscheinlich erst mal ein Schock. Die meisten Klientinnen ahnen es schon lange, haben selbst schon im Internet recherchiert und Symptome bei sich erkannt. Irgendetwas stimmt nicht, die Welt fühlt sich nicht mehr so bunt an, du bist schneller gereizt und erschöpft, fühlst oft eine tiefe Traurigkeit und Leere. Depressionen treten in vielfältigen Krankheitsbildern auf. Du gehst zum Arzt bzw. zur Ärztin oder gleich zu einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin und bekommst die Diagnose Depression. Ja und was jetzt?

 

Viele stellen sich nun zwei Fragen, zermürben sich sogar regelrecht den Kopf darüber - was nicht selten durch ständiges Grübeln in der nächsten depressiven Episode münden kann. Die erste Frage ist, warum bin ich depressiv? Und die zweite Frage ist, wie werde ich wieder gesund? Die Frage nach dem Warum bringt dich leider nicht weiter, es gab wahrscheinlich nicht diesen einen Auslöser, sondern es ist die Summe von verschiedenen (traumatischen) Erlebnissen in der Vergangenheit und einer gewissen Veranlagung. Dazu kommt dann in unserer Leistungsgesellschaft (das Wort an sich finde ich schon bedenklich) eine große Portion Stress (wenn du traumatische Dinge erlebt hast bist du auch nicht so stressresistent wie Menschen die in einem gesunden Umfeld aufgewachsen sind) und fertig ist die erste depressive Episode. Ein Weckruf und ein ziemlich deutliches Signal deiner Psyche, dass du mal innehalten solltest. Eine Depression ist ein Anzeichen für eine starke seelische und körperliche Erschöpfung.


Depressionen heilen ohne Medikamente – geht das?

Ob jemand Antidepressiva einnehmen möchte ist eine sehr individuelle Entscheidung. Bei der Einnahme kann es zu Nebenwirkungen kommen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme, Schwindel, Müdigkeit, Magen-Darm-Probleme, Gewichtsveränderung und vermindertes sexuelles Verlangen. Es ist wichtig zu betonen, dass Antidepressiva nie die alleinige Behandlungsmethode für Depressionen sein sollte. Oft werden sie in Kombination mit Psychotherapie, Lebensstiländerungen und anderen Therapieansätzen eingesetzt, um die bestmögliche Behandlung für den Einzelnen zu gewährleisten. Die Wahl der Behandlung hängt immer von der individuellen Situation ab. Antidepressiva werden momentan nur bei schweren Depressionen empfohlen, bei leichten und mittelschweren Depressionen werden die besten Ergebnisse mit einer Psychotherapie erzielt.

Was behindert die Heilung von Depressionen?

  1. Körperliche Gesundheit: Körperliche Gesundheitszustände wie chronische Krankheiten oder hormonelle Störungen können die Heilung von Depressionen beeinträchtigen oder verschleppen. Daher bin ich immer dafür den Körper auch in die Behandlung miteinzubeziehen.
  2. Ungesunder Lebensstil: Ein ungesunder Lebensstil, der Mangel an körperlicher Aktivität, schlechte Ernährung, Schlafmangel und übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum, kann die Genesung von Depressionen verlangsamen.
  3. Soziale Isolation: Mangelnde soziale Unterstützung oder soziale Isolation können die Depression verschlimmern und die Genesung verzögern.
  4. Erwartungen und Stigma: Negative Einstellungen gegenüber psychischen Erkrankungen und unrealistische Erwartungen an die Heilung können den Genesungsprozess behindern.
  5. Komplexe Ursachen: Depressionen haben oft mehrere Ursachen, darunter genetische, biologische, psychologische und Umweltfaktoren. Die Behandlung kann komplex sein, denn es müssen immer alle Faktoren berücksichtigt werden.


Und wie können Depressionen geheilt werden?

Es ist wichtig zu verstehen, dass Depressionen in vielen Fällen nicht einfach "geheilt" werden können wie eine akute Krankheit. Das hier ist auch kein Heilungsversprechen! Sie wird oft als eine chronische Erkrankung betrachtet, die in Schüben auftreten kann und eine fortlaufende Behandlung erfordert. Dennoch können Depressionen mit einer Kombination aus verschiedenen Ansätzen behandelt und ihre Auswirkungen reduziert werden. Hier sind einige mögliche Wege zur Bewältigung von Depressionen:


  1. Die therapeutische Beziehung: Sie macht tatsächlich 30% des Endergebnisses aus (Quelle Deutschlandfunk, Die therapeutische Beziehung). Wenn die Klientin das Gefühl hat, die Therapeutin „schwingt“ gut mit, die Klientin sich gut öffnen und reflektieren kann, ist ein großer Schritt Richtung Heilung getan. Hier biete ich die Gesprächspsychotherapie an.
  2. Selbstfürsorge und Stressbewältigung: Das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien, Entspannungstechniken wie Meditation oder Achtsamkeit und die Entwicklung einer gesunden Selbstfürsorge-Routine können dazu beitragen, die Symptome zu reduzieren. Achtsamkeit wird sogar vom Traumaexperten Franz Ruppert als eines der wichtigsten Methoden empfohlen um traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.
  3. Heilmittel aus der Natur: Es gibt jede Menge Heilmittel aus der Natur die helfen können besser zu schlafen, die angstlösend sind oder eben auch antidepressiv wirken. Darunter fällt auch die Aromatherapie. Gerne kannst du auf meinem Instagramprofil praxis_sorgenfrei nachlesen, was hier gut hilft.
  4. Ernährung und Bewegung (u.a. Ausdauersport, aber auch tanzen und Yoga, generell fließende Bewegungen sind hilfreich): Ernährung und Sport sind auch zwei sehr wichtige Komponenten, hierzu habe ich schon Blogbeiträge geschrieben - https://www.praxis-sorgenfrei.de/hilft-sport-gegen-depressionen und https://www.praxis-sorgenfrei.de/hilft-eine-ernaehrungsumstellung-depressive-symptome-zu-verbessern
  5. Schlaf: Guter und ausreichender Schlaf wird absolut unterschätzt, wir schlafen allgemein viel zu wenig und sind die einzige Spezies die sich absichtlich Schlaf entzieht.
  6. Nahrungsergänzungsmittel: Gerade in kranken und stressigen Situationen, benötigen wir vermehrt Vitamine und Spurenelemente, ich berate dich gerne ausführlich was du benötigst.
  7. Klassische Homöopathie: Ähnliches möge Ähnliches heilen. Hier wird der Organismus mit Hilfe der homöopathischen Behandlung befähigt, seine Selbstheilungskräfte zu mobilisieren.
  8. Traumatische Erfahrungen integrieren: So kannst du dich dem Leben wieder gewachsen fühlen und es wieder in Angriff nehmen.
  9. Lernen deine Gedanken zu beobachten: Gedanken sind nur Gedanken, wie ein Radio der im Supermarkt im Hintergrund läuft, du kannst lernen nicht mehr auf jeden Gedankenzug aufzuspringen.
  10. Ausgleich der Gehirnhälften: Asynchrone Bewegungen helfen u.a. um aus Grübelschleifen auszusteigen. Gem. Dr. Rüdiger Dahlke ist bei Depressiven die rechte Gehirnhälfte überbetont. Durch asynchrone Bewegungen kommt das Gehirn wieder ins Gleichgewicht.




Meine Meinung

Grundsätzlich ist es sehr unterschiedlich, ob bei dir eine Heilung der Depression möglich ist, es gibt verschiedene Arten und Schweregrade von Depressionen. Manche haben nur eine einmalige depressive Episode, andere haben immer wiederkehrende depressive Schübe oder auch eine chronische Depression. 

Desto eher du etwas für deine Heilung unternimmst, desto besser sind deine Heilungschancen! Therapeutische Hilfe verkürzt die depressiven Phasen und auch das Rückfallrisiko wird erheblich gesenkt.

Die Heilung von Depressionen ist möglich, aber bis dahin sollten wir lernen sie nicht abzulehnen. Keiner findet eine Depression toll, aber sie ist ja jetzt nun mal da. Widerstand macht sie nur noch schlimmer, bist du gegen deine Depression hast du schon zwei Probleme. Ich schaue darauf was sie dir zeigen möchte. 

Wir leben meiner Meinung nach in einer „kranken“ Gesellschaft, daraus auszubrechen ist ein revolutionärer Akt und seine Themen aufzuarbeiten ist extrem mutig. Ablenkung gibt es genug, bei dir zu bleiben, deinen Weg zu finden und sich in dieser komplizierten Welt nicht zu verlieren in der Opferhaltung ist möglich.


Oft ist es schwer den Weg alleine zu gehen. Buche gerne auf meiner Webseite ein kostenfreies und unverbindliches telefonisches Erstgespräch.

Eine Depression ist eben so fruchtbar wie furchtbar. Oft unterbricht sie scheinbar aus heiterem Himmel eine Stagnation, die nicht mehr als solche erkannt wurde, und wirft ihr Opfer in einen Sumpf aus Angst, der ihm erst die Enge seines bisherigen Lebens bewusst macht. Ein Sumpf hat immer auch etwas Verschlingendes und damit Beängstigendes. Wer die Tiefen der Unterwelt und der Depression durchwandert hat, kann in der Regel nicht so einfach in die trockene Wüstenwelt des Funktionierens zurückkehren, die in patriarchalischen Strukturen einen verblüffend guten Ruf hat, obwohl sie weder lebendig noch inspirierend ist, sondern lediglich ein geordnetes Auskommen ermöglicht. Aus solchen oft entwicklungsfeindlichen Sackgassen können Depressionen befreien, wenn man den Mut und die Kraft hat, sich ihnen in all ihrer Furchtbarkeit zu stellen, und die Weisheit, die sich bietende Hilfe anzunehmen. (Quelle: Depression, Rüdiger Dahlke)

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