Blog Layout

Die unterschätzte Gefahr - Stress - und was du dagegen tun kannst

Sina Rößer • Nov. 02, 2023

Jeder kennt es, fast jeder beschwert sich darüber, aber so richtig unternimmt auch niemand etwas dagegen. Jedenfalls nicht dauerhaft. Es ist wie eine schlechte Angewohnheit, die wir alle mit machen, obwohl wir wissen es ist nicht gut für uns. Er macht uns krank und kann zu Schlaflosigkeit, schlechter Laune, Bluthochdruck und auf Dauer zu Ängsten und Depressionen führen. Ähnlich oder sogar schädlicher für uns wie ungesundes Essen oder zu wenig Bewegung, ich rede von zu viel Stress. Nicht nur ab und zu, sondern dauerhaft gestresst und getrieben sein. Warum ist das so? Und was kannst du gezielt dagegen tun?

Stress

Was ist eigentlich Stress?

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine Herausforderung oder Belastung. Er ist eine Art physiologische oder psychologische Reaktion auf eine Situation oder einen Umstand, der als bedrohlich oder herausfordernd empfunden wird. Stress kann vielfältige Ursachen haben und in verschiedenen Formen auftreten. Der Körper reagiert auf Stress durch die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Diese Hormone erhöhen die Herzfrequenz, erhöhen den Blutdruck und schärfen die Sinne, um den Körper auf die Bewältigung der Herausforderung vorzubereiten.


Ist Stress sinnvoll?

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Formen von Stress negativ sind. Ein gewisses Maß an Stress kann motivierend wirken und zur Bewältigung von Herausforderungen beitragen. Doch chronischer, übermäßiger Stress kann ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Stress kann in bestimmten Situationen sinnvoll und sogar lebensrettend sein. Dies wird oft als "positiver Stress" oder "Eustress" bezeichnet. In Situationen, in denen eine schnelle Reaktion erforderlich ist, kann Stress dazu beitragen, den Körper aufmerksamer und leistungsfähiger zu machen. Hier sind einige Beispiele, in denen Stress sinnvoll sein kann:


  1. Kampf oder Flucht: In gefährlichen Situationen mobilisiert der Stress die körperlichen Ressourcen, um die Reaktionsfähigkeit zu erhöhen. Dies kann lebensrettend sein, indem es ermöglicht, Gefahren zu erkennen und entweder dagegen anzukämpfen oder zu fliehen.
  2. Motivation: Stress kann Menschen motivieren, Aufgaben zu erledigen, Fristen einzuhalten und Herausforderungen zu bewältigen. Ein gewisses Maß an Stress kann dazu beitragen, die Produktivität zu steigern und Ziele zu erreichen.
  3. Lernen und Wachstum: Ein moderater Grad an Stress kann dazu beitragen, das Lernen und persönliche Entwicklung zu fördern. Er fordert die geistige Anstrengung und kann dazu beitragen, sich neuen Herausforderungen zu stellen.
  4. Anpassungsfähigkeit: Stress kann Menschen dazu bringen, sich an neue Situationen und Umstände anzupassen. Es fördert die Entwicklung von Bewältigungsstrategien und Resilienz.
Stress macht krank

Ab wann wird Stress gefährlich?


Stress wird gefährlich, wenn er übermäßig, langanhaltend und nicht bewältigt wird. Dies kann zu schwerwiegenden physischen und psychischen Gesundheitsproblemen führen. Hier sind einige Anzeichen und Situationen, bei denen Stress gefährlich werden kann:


Chronischer Stress: Wenn Stress über einen längeren Zeitraum anhält und nicht abklingt, kann dies schädlich sein. Chronischer Stress kann zu Gesundheitsproblemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen, Angstzuständen und Depressionen führen.


Überforderung: Wenn eine Person mit zu vielen Belastungen und Verpflichtungen konfrontiert ist und keine gesunden Bewältigungsstrategien hat, kann dies zu übermäßigem Stress führen. Dies kann die körperliche und geistige Gesundheit beeinträchtigen.


Fehlende Bewältigungsstrategien: Wenn jemand nicht über angemessene Bewältigungsmechanismen verfügt, um mit Stress umzugehen, kann dies zu einer Eskalation des Stressniveaus führen. Dies kann dazu führen, dass der Stress außer Kontrolle gerät.


Körperliche Symptome: Körperliche Symptome wie chronische Kopfschmerzen, Magenprobleme, Verspannungen oder Schlafstörungen können Anzeichen dafür sein, dass Stress gefährlich wird.


Psychische Gesundheit: Übermäßiger Stress kann psychische Gesundheitsprobleme wie Angststörungen und Depressionen verschlimmern oder auslösen.

Wie funktioniert Entspannung und Anspannung?

Bestimmt hast du auch schon ein mal davon gehört: Sympathikus und der Parasympathikus sind zwei Zweige des autonomen Nervensystems (ANS), die eine entscheidende Rolle bei der Regulation von Körperfunktionen und der Anpassung an verschiedene Situationen spielen. Diese beiden Systeme wirken oft entgegengesetzt, um das Gleichgewicht und die Regulation des Körpers aufrechtzuerhalten. Hier ist eine nähere Erklärung zu beiden:


Sympathikus:

  • Der Sympathikus ist auch als "Kampf- oder Fluchtsystem" bekannt.
  • Er wird aktiviert, wenn der Körper auf eine stressige oder bedrohliche Situation reagiert.
  • Zu den Reaktionen des Sympathikus gehören eine Steigerung der Herzfrequenz, eine Erweiterung der Bronchien, die Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin, die Erweiterung der Pupillen und die Umverteilung von Blutfluss zu den Muskeln.
  • Diese Reaktionen bereiten den Körper darauf vor, schnell auf eine potenzielle Bedrohung zu reagieren, sei es durch den Kampf oder die Flucht.

Parasympathikus:

  • Der Parasympathikus wird oft als "Ruhe- und Verdauungssystem" bezeichnet.
  • Er ist aktiv, wenn der Körper in einem entspannten Zustand ist und sich regeneriert.
  • Der Parasympathikus senkt die Herzfrequenz, verengt die Bronchien, fördert die Verdauung und wirkt allgemein entspannend.
  • Er hilft dem Körper, sich zu erholen, Energie zu sparen und normale Funktionen wie die Verdauung und den Schlaf aufrechtzuerhalten.


Das Zusammenspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus ist entscheidend für die Regulation des autonomen Nervensystems und die Anpassung an verschiedene Situationen. In der Regel sind sie im Gleichgewicht, um den Körper auf wechselnde Anforderungen vorzubereiten. Wenn eine Bedrohung oder Stressor auftritt, dominiert der Sympathikus vorübergehend, um die Reaktion des Körpers auf die Situation zu aktivieren. Sobald die Bedrohung vorbei ist, wird der Parasympathikus aktiv, um den Körper in einen Zustand der Ruhe und Erholung zurückzuführen. Dieses Wechselspiel ist entscheidend für die die Gesundheit des Körpers.


Das Problem ist, wir befinden uns größtenteils nur noch in der Anspannung und das ist der chronische Stress, der für uns so gefährlich ist. Menschen, sind meiner Meinung nach, nicht dazu gemacht dauerhaft gestresst zu sein. Unsere Vorfahren waren nur kurzen Stresssituationen ausgesetzt, etwa bei gefährlichen Angriffen, danach ging es wieder in die Entspannung. Doch wenn du heute gestresst bist, rennst du nicht weg und setzt dich dann in Ruhe in den Wald um wieder zur Ruhe zu kommen. Wir sind diesem Stress dauerhaft und Tag für Tag ausgesetzt, wie in einem Hamsterrad. Viele Menschen sind nur noch im Tun und wertschätzen nicht mehr die Ruhepausen, die mind. genauso wichtig sind wie die Verpflichtungen. Doch woher kommen die oft hohen Ansprüche an uns, der Perfektionismus und das Gefühl sich immer beschäftigen zu müssen?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, Ruhe wird weniger wertgeschätzt und hornoriert als Tun. Die zahlreichen negativen Aspekte von dieser Lebensart werden leider weitgehend ausgeblendet. Das geht so weit, dass Menschen nicht mal mehr 5 Minuten einfach nichts tun können, schon geht die Hand Richtung Smartphone. Oft auch verbunden mit verdrängten Gefühlen die man sonst fühlen würde, wer abgelenkt ist muss sich nicht mit seiner Gefühlswelt beschäftigen. Hier kann auch das Thema Trauma oder besser gesagt Entwicklungstrauma ins Spiel kommen.


Menschen mit Entwicklungstrauma können hohe Ansprüche an sich selbst haben aus verschiedenen Gründen, die sich oft aus den Auswirkungen des Traumas ergeben. Hier sind einige mögliche Erklärungen:

  1. Überlebensmechanismus: Ein Trauma kann dazu führen, dass eine Person sich auf Überlebensmechanismen verlässt, die während des Traumas entwickelt wurden. Eine dieser Strategien kann die Selbstkritik und hohe Ansprüche an sich selbst sein. Die Person mag denken, dass sie durch Leistung und Perfektion Sicherheit und Kontrolle zurückgewinnen kann.
  2. Selbstwertgefühl: Traumatische Ereignisse können das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Um dieses Gefühl der Minderwertigkeit auszugleichen, setzen manche Menschen hohe Leistungsstandards für sich selbst, um sich selbst zu beweisen, dass sie wertvoll sind.
  3. Kontrolle: Traumata sind oft mit einem Verlust an Kontrolle verbunden. Um dieses Gefühl der Kontrolle wiederzugewinnen, setzen einige Menschen hohe Ansprüche an sich selbst und versuchen, ihre Umgebung und sich selbst streng zu kontrollieren.
  4. Angst vor Wiederholung: Menschen mit Trauma können Angst vor erneuten traumatischen Erfahrungen haben. Hohe Ansprüche an sich selbst können als eine Art Schutzmechanismus dienen, um Situationen zu vermeiden, die sie als gefährlich oder schädlich empfinden.
  5. Selbstbestrafung: Einige Menschen mit Trauma können unbewusst das Gefühl haben, dass sie die Schuld für das Trauma tragen. Dies kann zu selbstzerstörerischem Verhalten und hohen Ansprüchen führen, die als eine Art Selbstbestrafung dienen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass hohe Ansprüche an sich selbst nicht immer gesund sind und in vielen Fällen zusätzlichen Stress und Leid verursachen können. Menschen, die unter Traumata leiden und hohe Ansprüche an sich selbst stellen, könnten von professioneller Hilfe durch Therapeuten und Therapeutinnen profitieren. Fachleute können bei der Bewältigung von Trauma und der Entwicklung gesünderer Bewältigungsstrategien unterstützen.

Was kannst du konkret gegen Stress tun?

Durch Nahrungsergänzungsmittel verschwindet der Stress zwar nicht, aber sie helfen damit man viel besser mit den äußeren Stressoren umgehen kann. Ratsam ist hier vorher ein großes Blutbild machen zu lassen um zu wissen welche Nahrungsergänzungmittel du genau benötigst. Besonders im Fokus stehen hier gerade Aminosäuren. Auch Vitamine, Eisen und Magnesium und Omega-3-Fettsäuren sind wichtig, aber ohne genug Aminosäuren funktioniert nichts mehr so wie es soll. Wer Stress hat, hat meistens auch einen Mangel an Aminosäuren.

Ein weiterer Schritt ist deine Ernährung zu verändern. Das Sprichwort "Du bist, was du isst" stimmt eben doch. Iss mehr Proteine, also Linsen, Bohnen, Pilze und Nüsse. Wie oben erwähnt ist auch Magensium wichtig, das findest du in Kürbiskernen, Cashewnüssen und Sojabohnen. Zucker und Mehl solltest du möglichst vermeiden. Empfehlenswert ist auch die mediterrane Küche, viel Obst und Gemüse, ein gutes Öl und weniger Kohlenhydrate.

Bewegung darf natürlich auch nicht fehlen. Hier sollte jeder selbst herausfinden was Freude macht. Wenn du dich jedes mal zum Sport zwingst, dann mache dich auf die Suche nach einer Sportart die dir Spaß macht. Es gibt keine bessere Art Stresshormone abzubauen als durch Sport. Gute Stresskiller sind Joggen, Yoga und Aerobic. Wer darauf keine Lust hat, kann auch einfach spazieren gehen, Hauptsache Bewegung. Jedes kleine Training ist hilfreich!

Es klingt einfach und das solltest du auch täglich praktizieren: Nichts tun! Ja, einfach täglich auf das Sofa setzen oder in den Himmel schauen und ein paar Minuten nichts tun. So einfach kann es sein, die Wellen des Nervensystems zu beruhigen.

Absolut unterschätzt ist auch ausreichender und guter Schlaf. Wir schlafen meistens zu wenig und entziehen uns damit absichtlich Schlaf. Kein anderes Säugetier macht das. Versuche so ins Bett zu gehen, dass du ohne Wecker aufwachst.

Auch das Thema Meditation wird immer beliebter und das nicht ohne Grund. Es gibt etlich Bücher oder Apps dazu, schau was dir gefällt. So lernst du deine Gedanken zu beobachten und dich nicht zu sehr im Tun zu verlieren. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass regelmäßiges meditieren sich auf die Stresshormone positiv auswirkt.

Plane Zeiten ein in denen das Handy bewusst aus ist. Die ständige Erreichbarkeit ist enorm anstrengend. Immer wenn das Smartphone vibriert, wissen wir nie ob eine Nachricht gut oder schlecht ist. Es löst also jedes mal einen Stressimpuls aus. Außerdem stressen uns die sozialen Medien mit ihren unrealistischen Ansprüchen.

Glaube nicht alles was du denkst - lerne, dass die meisten Sorgen die du dir machst nie eintreffen werden. Wie viele Gedanken und Sorgen hast du dir schon sinnlos gemacht und deine kostbare Lebenszeit verschwendet. Eine gute Gedankenhygiene ist absolut wichtig für ein zufriedenes Leben.


Wie du siehst, es gibt einiges das du tun kannst gegen Stress. Wie wäre es wenn du jetzt sofort mit einem oben genannten Punkt beginnst, Handy aus und raus in die Natur. Du hast auf ein Zeichen gewartet? Also hier ist es! Mache eine Pause! Wenn du merkst es ist doch nicht so leicht, vielleicht quälen dich viele negative Gedanken und das war früher nicht so. Oder dein Stress kommt davon, dass du aufgrund einer schon "stressigen" Kindheit gar nicht so viel Stress bewältigen kannst wie andere, dann melde dich gerne bei mir zum kostenfreien Erstgespräch. Ich freue mich auf dich!

Buche hier dein kostenfreies Erstgespräch

Ein kleiner Geheimtipp: Wenn du in der Metropolregion Berlin lebst und Unterstützung rund um das Thema Stress im Job suchst, kann ich dir meine Kollegin Lilly Maus von Herz & Hirn - Psychologische Beratung und Coaching ans Herz legen. Hier ein Blogbeitrag zum Thema Stress im Job von Lilly. Viel Freude beim Lesen!

Blog der Praxis Sorgenfrei

von Sina Rößer 06 Mai, 2024
Eine weltweit bekannte These, so gut verbreitet, dass viele davon ausgehen sie ist Fakt. Depressionen werden angeblich durch Serotoninmangel ausgelöst, aber ist das wirklich so? Oder sind wir hier einer lukrativen Geschichte auf den Leim gegangen. Was ist Serotonin überhaupt, wie ist man zu dieser Erkenntnis gekommen und welche Ursachen haben Depressionen denn dann? Diese und andere spannende Fragen beantworte ich euch in diesem Blogbeitrag.
von Sina Rößer 21 Aug., 2023
In dem heutigen Blogbeitrag habe ich mich mit der Frage beschäftigt: Sind Depressionen heilbar?
von Sina Rößer 13 Mai, 2023
Bald ist es wieder soweit, am 2. Sonntag im Mai wird wieder Muttertag gefeiert. Viele freuen sich darauf, aber mindestens genauso viele empfinden keine Vorfreude, oder streiten sich sogar vermehrt an diesem Tag. Warum ist das so?
von Sina Rößer 28 März, 2023
Warum eine Aufstellung am Systembrett hilfreich sein kann
von Sina Rößer 11 März, 2023
Immer wieder hört und liest man, dass Sport hilfreich bei Depressionen sein kann. Aber stimmt es wirklich? Ich habe einmal etwas nachgeforscht.
von Sina Rößer 02 März, 2023
Du bist was du isst. Ist das auch bei psychischen Erkrankungen so?
von Sina Rößer 26 Feb., 2023
Wusstest du das? Frauen sind doppelt so häufig von Depressionen betroffen als Männer.
von Sina Rößer 06 Jan., 2023
Zeit, Geld, Liebe, Aufmerksamkeit – verteilst du das immer gerecht?
von Sina Rößer 18 Dez., 2022
Ist die Weihnachtszeit denn für dich eine fröhliche, selige Weihnachtszeit?
Weitere Beiträge
Share by: