Wir alle kennen jemanden der eine
psychische Erkrankung
hat, da die wenigsten davon berichten, kennen wir in Wirklichkeit viel mehr Menschen, die ihre
stillen täglichen Kämpfe austragen. Vielleicht gehörst du auch dazu und
vielleicht liest du genau deshalb meinen, bis jetzt emotionalsten, Blogbeitrag, ich schreibe ihn für dich und für alle die verstummt sind.
Denn es sind unglaublich viele, hier ein paar Zahlen:
Fast
jede*r Dritte in Deutschland ist psychisch erkankt. Im Jahr 2022 wurden rund
216.000 Burn-out-Betroffene mit insgesamt etwa 5,3 Millionen Krankheitstagen registriert. Fast
10 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Depressionen, was etwa 12,5 % der Bevölkerung entspricht.
Und gerade deshalb ist es wichtig, dass diese Menschen
mehr Verständnis und Mitgefühl erhalten und auch die nicht Betroffenen für sie einstehen.
Ich finde eine Sache wird oft übersehen wenn wir an Menschen mit psychischen Erkrankungen denken...
Die doppelte Last psychischer Erkrankungen – und das stille Leiden dahinter
Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Panikattacken gehören zu den
tiefgreifendsten Belastungen, die ein Mensch erleben kann – und dennoch fehlt bis heute ein umfassendes medizinisches Verständnis ihrer Ursachen. Weder die Schulmedizin noch die Gesellschaft können abschließend erklären, warum sie entstehen. Sie entziehen sich oft der Logik, dem unmittelbaren Zugriff.
Und genau das macht sie so schwer greifbar – für Betroffene wie für Außenstehende.
Diese Unsichtbarkeit, dieses Nicht-Erklärbare, ist an sich schon eine enorme seelische Last: mit etwas leben zu müssen, das sich weder eindeutig diagnostizieren noch sicher behandeln lässt. Eine Krankheit, die keinen Bruch im Bein zeigt, keine Wunde, kein Fieber – sondern eine
Leere, eine Schwere, ein Nicht-Fühlen.
Doch als wäre das allein nicht genug, kommt eine zweite, gesellschaftliche Last hinzu:
Psychische Erkrankungen gelten noch immer als Makel.
Als Schwäche.
Als persönliches Versagen.
Depressionen, Angst oder Panik werden – bewusst oder unbewusst – von vielen als etwas angesehen, das „man doch irgendwie in den Griff bekommen müsste“.
Und damit beginnt das stille Leiden.
„Man sieht es nicht – und deshalb glauben viele, es ist nicht da.“
Betroffene ziehen sich zurück. Sie führen ihren Kampf nicht auf dem Schlachtfeld der sichtbaren Welt, sondern im Verborgenen – im stillen Kämmerlein, mit sich selbst als Gegner. Allein. Verunsichert.
Oft ohne zu wissen, was genau mit ihnen geschieht – und warum.
Und dann, wenn der Mut da ist, sich Hilfe zu holen, folgt die nächste Erschütterung:
Therapieplätze sind knapp. Wartezeiten lang. Notfallversorgung überlastet.
Man sucht nach Rettung – und trifft auf eine Wand.
So wird aus Krankheit Isolation. Aus Isolation Hoffnungslosigkeit.
„Ich habe Hilfe gesucht – und gefunden habe ich Stille.“
Was besonders schmerzt: die kostbare Zeit, die in diesem Zustand verloren geht.
Wo andere leben, erleben, gestalten – überleben Betroffene nur.
Geburtstage, die man übersteht, statt sie zu feiern.
Begegnungen, die an einem vorbeiziehen wie durch Glas.
Momente mit den Kindern, dem Partner, Freunden – emotional unerreichbar.
Und diese Zeit kommt nicht zurück.
„Ich war da. Aber ich war nicht da. Und das kann mir keiner mehr geben.“
Es ist diese verlorene Lebenszeit, die oft am meisten schmerzt.
Nicht nur die Krankheit selbst.
Sondern das, was sie einem nimmt, ohne dass es jemand sieht: Verbindung, Nähe, Leichtigkeit – und die Möglichkeit, wirklich da zu sein.
Die Gesellschaft muss endlich begreifen:
Psychische Erkrankungen sind real.
Sie sind nicht eingebildet, nicht willensschwach, nicht übertrieben -sie haben Ursachen.
Sie sind – oft – lebensgefährlich.
Und es ist unsere gemeinsame Verantwortung, sie sichtbar zu machen.
Hinzuschauen, zu entstigmatisieren, Systeme zu verbessern – und Menschen nicht im Dunkeln zurückzulassen.
Denn niemand sollte sich allein durch die Dunkelheit kämpfen müssen.
Wenn das Leben nur noch durchgestanden wird
Depression ist nicht nur eine Krankheit.
Sie ist ein Dieb.
Ein lautloser, unsichtbarer Dieb, der einem das stiehlt, was das Leben eigentlich ausmacht.
Freude. Nähe. Berührung. Wärme.
Und sie tut es so leise, dass es kaum jemand merkt. Nicht einmal man selbst – am Anfang.
„Ich konnte lachen. Ich konnte reden. Ich konnte funktionieren. Aber ich konnte nichts fühlen.“
– Erfahrungsbericht einer Betroffenen
Was viele nicht verstehen: Die wahre Qual liegt nicht nur im Schmerz.
Sie liegt in der Leere.
In dem, was fehlt – obwohl es da sein sollte.
Urlaube
Für andere ist es Erholung. Für jemanden mit
Depression ist es ein Kraftakt.
Das Meer rauscht, die Sonne scheint, die Bilder sind perfekt. Und doch fühlt es sich an, als sei man nur Kulisse in einem fremden Leben. Man steht da –
unfähig, die Schönheit zu spüren.
Und man schämt sich dafür.
Man fragt sich: Was stimmt nicht mit mir? Warum kann ich das nicht genießen?
„Ich war an einem der schönsten Orte der Welt. Und alles, was ich wollte, war, in meinem Hotelzimmer zu verschwinden.“
Geburtstage
Ein Tag, der gefeiert werden soll. Man ist umgeben von Menschen, Kuchen, Lichtern – und zählt innerlich nur die Minuten.
Man lächelt, sagt Danke, macht Smalltalk.
Aber nichts davon
kommt wirklich an.
Man fühlt sich wie ein Gast auf der eigenen Party.
Nicht, weil die anderen fehlen.
Sondern weil man selbst innerlich nicht da ist.
„Ich habe gelernt, wie man in Momenten funktioniert, die man nicht fühlt.“
Zeit mit den Kindern
Es gibt kaum etwas Wertvolleres als gemeinsame Zeit mit den eigenen Kindern. Ihr Lachen, ihre Geschichten, ihre kleinen Hände.
Und doch ist da diese entsetzliche Distanz.
Man sieht sie, man hört sie – aber es fühlt sich an, als wäre da
Glas zwischen einem.
Man weiß, dass man sie liebt.
Aber man fühlt es nicht.
Und genau das zerreißt einen.
Oft wünscht du dich vielleicht auch ganz weit weg von deinen Kindern.
„Ich sehe meine Kinder lachen. Ich weiß, dass ich sie liebe. Aber in mir ist nichts als Stille.“
Das Funktionieren
Man geht arbeiten. Man trifft Menschen. Man macht weiter.
Aber es ist
wie mit angezogener Handbremse.
Jeder Tag ist ein
Kampf. Jeder Abend ein
Erschöpfungszustand.
Und trotzdem fragt kaum jemand nach, weil man ja noch lacht, noch antwortet, noch aufsteht.
„Ich hatte immer Angst, dass man es sieht. Aber irgendwann hatte ich mehr Angst, dass es niemand sieht.“
Depression ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen davon, dass du zu lange stark warst.
Kein Zeichen von
Undankbarkeit.
Und kein
Mangel an Willenskraft.
Sie ist eine ernsthafte, oft lebensbedrohliche Erkrankung.
Und sie betrifft Millionen Menschen – auch wenn sie oft schweigen.
„Ich wollte nicht sterben. Ich wollte nur, dass es aufhört, so weh zu tun.“
Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erankungen brauchen nicht noch mehr Tipps.
Nicht noch mehr
„Reiß dich zusammen“.
Nicht noch mehr
„Denk positiv“.
Was du oder andere brauchen ist:
- Zuhören ohne Urteil.
- Bleiben, auch wenn es schwer wird.
- Geduld, wenn alles länger dauert.
- Sanftheit, wenn alles zu viel ist.
„Manchmal ist das mutigste, was ein Mensch mit Depression tut: morgens aufstehen.“
Wenn du betroffen bist
Du bist nicht falsch.
Du bist nicht schwach.
Du bist nicht allein.
Es gibt Hilfe.
Es gibt Therapie, es gibt Menschen, die verstehen.
Und ja – es gibt
Hoffnung. Auch wenn sie sich für dich gerade weit weg anfühlt.
Depression – und was danach kommt
Wenn nicht nur die Krankheit schwer ist, sondern auch das Schweigen danach.
Depression ist eine Krankheit – das sagen wir heute ganz selbstverständlich.
Und doch fühlen sich
so viele Menschen damit alleine.
Nicht wegen der Symptome.
Sondern wegen dem, was danach kommt: dem Schweigen, dem Unverständnis, dem Stigma.
„Ich dachte, die Diagnose wäre eine Erleichterung. Aber danach kam erst die Einsamkeit.“
Die Diagnose Depression sollte der Anfang eines Weges sein.
Ein Weg zur Hilfe, zur Heilung, zur Hoffnung.
Doch für viele ist sie ein Etikett, das mehr verschließt als öffnet.
Weil man plötzlich anders ist.
„Labil“.
„Schwach“.
„Nicht belastbar“.
So schnell landet man in einer Schublade, aus der man kaum wieder herauskommt.
Schweigen statt sprechen
Noch immer sprechen viele nicht über ihre Depression.
Nicht aus Scham – sondern aus Angst.
Angst,
nicht ernst genommen zu werden.
Angst, als
„nicht mehr belastbar“ abgestempelt zu werden.
Angst, dass
Freundschaften zerbrechen.
Dass Kolleg*innen plötzlich
anders schauen.
Dass
Familie ausweicht oder bagatellisiert.
„Ich habe lieber geschwiegen, als mir wieder anzuhören: ‘Aber du hast doch alles!’“
Und so beginnt ein zweiter Kampf – neben dem gegen die Krankheit:
Der gegen die Stille.
Die Isolation.
Die Unsichtbarkeit.
Keine Hilfe in Sicht
Wer den Mut findet, sich Hilfe zu suchen, stößt oft auf ein System, das selbst überfordert ist.
Wartezeiten von Monaten.
Telefonlisten, auf denen niemand zurückruft.
Therapeut*innen, die keine Kapazitäten haben.
Ein Hilferuf, der verhallt.
„Ich habe mich überwunden, um Hilfe zu bitten. Und dann hieß es: Rufen Sie in sechs Monaten nochmal an.“
Stell dir vor, du brichst zusammen – und niemand fängt dich auf.
Nicht, weil niemand da wäre.
Sondern
weil niemand Zeit hat.
Weil du auf einer Warteliste stehst, während du innerlich längst am Ende bist.
Keine Worte für das, was man fühlt
Viele Menschen, die an Depression erkranken, verstehen anfangs nicht einmal selbst, was mit ihnen geschieht.
Wie auch, wenn das
Gefühl fehlt?
Wenn der
Schmerz keinen Namen hat?
Wenn man sich fragt, ob man sich
einfach nur anstellt?
Wenn die Welt von außen normal aussieht – und man
sich selbst wie eine Fremde vorkommt?
„Ich hatte eine Diagnose, aber keine Sprache dafür. Ich wusste nur: Ich funktioniere nicht mehr.“
Diese Hilflosigkeit macht etwas mit einem.
Sie
frisst sich tiefer in die Seele als die Krankheit selbst.
Die doppelte Last
Depression ist schon schwer genug.
Aber das, was danach kommt – das gesellschaftliche Nicht-Sehen, das Nicht-Verstehen, das Wegschauen – das ist die zweite, unsichtbare Last.
Und oft die, die am meisten wiegt.
„Ich bin krank. Aber das Schwierigste ist nicht die Krankheit – es ist die Welt, die so tut, als gäbe es sie nicht.“
Man wird allein gelassen.
Mit einer Diagnose.
Mit Wartezeiten.
Mit Ratschlägen statt Verständnis.
Mit leeren Worten statt echter Hilfe.
Was wir tun müssen
Wir müssen hinschauen.
Nicht erst, wenn es zu spät ist.
Nicht erst, wenn jemand zusammenbricht.
Sondern vorher.
Wenn jemand stiller wird. Wenn jemand sich verändert. Wenn jemand plötzlich „komisch“ wirkt.
Dann ist es Zeit zu fragen.
Nicht einmal. Sondern mehrmals.
Mit Herz. Mit Raum. Ohne Urteil.
„Ich wollte nicht, dass jemand meine Probleme löst. Ich wollte nur, dass jemand sieht, dass ich welche habe.“
Du bist nicht allein.
Auch wenn sich alles in dir
leer anfühlt.
Auch wenn du denkst, du bist zu empfindlich, zu schwach, zu wenig –
du bist genug.
Du darfst dir Hilfe holen. Du darfst laut sein.
Und du darfst wütend sein auf ein System, das
dich nicht auffängt.
Es ist
nicht deine Schuld, dass du krank bist.
Und es ist nicht deine
Schwäche, dass du dich nicht durchkämpfen kannst.
Es ist eine Krankheit.
Und was du fühlst, ist real.
Fazit: Ohne Hilfe wird es schlimmer – nicht besser
Depression verschwindet in den allermeisten Fällen nicht einfach von selbst.
Das Ignorieren oder Bagatellisieren macht sie nicht schwächer – es macht sie
gefährlicher.
Ohne professionelle Unterstützung droht die Krankheit, sich dauerhaft ins Leben einzubrennen.
Aber:
Depression ist behandelbar.
Und je früher du dir Hilfe suchst, desto größer die Chance auf Veränderung.
„Depression ist schwer. Aber am schwersten ist oft, mit ihr in einer Welt zu leben, die sie nicht sehen will.“
Die leise Sehnsucht nach Normalität
Was depressive Menschen sich wirklich wünschen:
Es ist nicht
das große Glück, das viele depressive Menschen vermissen.
Nicht der Höhenflug, nicht das Abenteuer, nicht die Ekstase.
Es ist etwas viel Einfacheres. Etwas, das für
andere so alltäglich ist, dass sie es kaum bemerken.
Es ist der Wunsch, morgens aufzuwachen – und
nicht schon müde zu sein, bevor der Tag begonnen hat.
Aufzustehen, ohne sich überwinden zu müssen wie vor einem Marathon.
Ein Frühstück zu machen, das nicht nach Pflicht schmeckt, sondern einfach nach:
Ich bin da.
Es ist der Wunsch, durch den Tag zu gehen, ohne ständig gegen sich selbst zu arbeiten.
Nicht jede Entscheidung auf die Goldwaage legen zu müssen.
Nicht bei jedem
Gespräch das Gefühl zu haben, sich verstellen zu müssen.
Einfach rausgehen, einkaufen, jemanden treffen –
und dabei nicht innerlich wegrutschen.
Es geht um so etwas Kleines wie den Moment, in dem man durch die Stadt läuft und nicht das Gefühl hat,
fehl am Platz zu sein.
Oder an der Supermarktkasse stehen kann, ohne
von einer Welle aus innerer Unruhe überrollt zu werden.
Oder eine Mail beantworten, ohne 30 Mal darüber nachzudenken, ob der Ton passt.
„Ich möchte mich einfach wieder selbstverständlich fühlen in meinem eigenen Leben.“
Es ist der Wunsch, abends auf dem Sofa zu sitzen – nicht total überglücklich, nicht euphorisch,
sondern… ruhig.
Nicht
ausgelaugt vom bloßen Existieren.
Sondern mit dem Gefühl: Heute
war ein normaler Tag. Und das reicht.
Es geht nicht um „alles ist super“.
Sondern um ein Leben,
das nicht permanent schwer ist.
Nicht
jeder Schritt gegen Widerstand.
Nicht
jeder Gedanke eine Belastung.
Es ist der Wunsch
nach innerer Ruhe, nicht nach Dauerfreude.
Nach
Klarheit im Kopf.
Nach ein paar Stunden, in denen man
nicht mit sich selbst kämpft.
Diese Art von Alltag – dieser scheinbare Selbstläufer – ist für viele mit Depression
ein tiefes, oft schmerzlich stilles Sehnsuchtsziel.
Nicht höher. Nicht weiter. Nicht besser.
Sondern:
einfach da sein.
Ohne Druck. Ohne ständige Erschöpfung.
Mit ein bisschen Luft zum Atmen.
Und dem Gefühl:
Das bin ich. Und das reicht für heute.